Freitag, 5. August 2011

Vergleichsportale für Finanzprodukte: Fluch oder Segen?

Eine  aktuelle Studie besagt, dass mindestens jeder zweite Internetnutzer ein Vergleichsportal besucht hat, um Informationen über ein Finanzprodukt zu erhalten oder ein Produkt abzuschließen. Vergleichsportale gibt es nicht nur für Finanzprodukte, auch bei Strom oder Versicherungen (Kfz- oder Krankenversicherung) spielen Vergleichsportale eine immer größere Rolle.
Aus diesem Grund möchten wir das Thema aufgreifen und euch die Funktion und Arbeitsweise dieser Portale beschreiben:

Grundlagen
Im Grunde ist die Idee der Vergleichsportale simpel. Der Verbraucher kann auf einer Internetseite die Angebote verschiedener Anbieter vergleichen und Anträge ausfüllen, wenn er ein Produkt abschließen möchte. Dazu gibt er gewisse persönliche Daten ein, um Konditionen der Angebote besser vergleichen zu können und auf die persönliche Situation anzupassen. 
Generell werben Vergleichsportale mit sehr ähnlichen Slogans: "Vergleichen und Sparen". Obwohl sich Vergleichsportale bemühen eine breite Marktabdeckung zu erreichen und möglichst viele Anbieter und Produkte in ihre Vergleichsrechner aufzunehmen, ist es nicht zwingend notwendig, dass Du wirklich das für Dich beste Produkt am Markt präsentiert bekommst. Ob Du wirklich sparst hängt davon ab, ob Dein Vergleichsportal die günstigen Anbieter im Angebot hat.


Woran liegt das? 

Um das Problem zu verstehen, müssen wir uns die Funktionsweise von Vergleichsportalen etwas genauer anschauen. Vergleichsportale sind keine Samariter, es geht auch hier darum möglichst viel Geld zu verdienen.

Vergleichsrechner verdienen auf zwei Arten Geld. Die Haupteinnahmequelle liegt in der Vermittlung von Neukunden. Wenn wir als Verbraucher ein Produkt über einen Vergleichsportal abschließen, zahlt der Anbieter dem Portal eine Vermittlungsgebühr. Die zweite Einnahmequelle der Vergleichsportale geht über Werbung. Da viele Verbraucher diese Portale besuchen, werden die Webseiten als Werbefläche interessant. Je mehr Verbraucher ein Portal aufsuchen, desto höher wird der Preis, der für Werbung bezahlt werden muss. Achtet das nächste mal darauf, wenn ihr auf einem Vergleichsrechner unterwegs seid: Gibt es Banner, wird euch während der Berechnung eine Werbung gezeigt?

Schauen wir uns ein Beispiel für die Haupteinnahmequelle an:
Du bist auf der Suche nach einem Festgeldangebot. Du möchtest 2.500 € für 24 Monate anlegen. Auf einem Vergleichsportal gibst Du diese Daten ein und bekommst ein Ergebnis präsentiert. Das Ergebnis mit den besten Zinsen steht meist an erster Stelle. Anbieter A bietet Dir 2,3% Zinsen/Jahr. Du entschließt Dich Dein Geld dort anzulegen und füllst den Antrag aus. Das Portal leitet den Antrag weiter und erhält dafür von Anbieter A eine Vermittlungsgebühr.

Eine spannende Frage ist, ob das Angebot von Anbieter A wirklich das Angebot mit den besten Zinsen ist? Es könnte sein, dass Anbieter F bessere Zinsen bietet, aber nicht in den Vergleich aufgenommen ist. Warum ist das so?
Bevor Anbieter von Versicherungen oder Bankprodukten in Ergebnislisten auftauchen, müssen diese einen Vertrag mit dem Vergleichsportal abschließen. Der Vertrag regelt die Bedingungen zu denen das Portal Verbraucheranfragen an den Anbieter vermittelt.
Nicht jeder Anbieter ist aber mit den Bedingungen der Vergleichsportale einverstanden. Die Konsequenz ist, dass Produkte von diesen Anbietern nicht berücksichtigt werden - zu Lasten der Verbraucher. Denn wie unser Beispiel zeigt, könnte der Verbraucher auch das Angebot von Anbieter F wählen und bessere Zinsen erhalten. 

Verbraucher in entscheidender Rolle
Einen aktuellen Artikel zu dem Thema Vergleichsportale findet ihr bei der Wirtschaftswoche: Krötenwanderung - die miesen Tricks der Vergleichsportale

Dieser Artikel ist natürlich etwas überspitzt geschrieben, aber er erklärt die Problematik sehr gut. Vergleichsportale generell zu verteufeln ist nicht richtig, denn wir sollten nicht vergessen, dass diese Portale Verbrauchern viel Arbeit abnehmen können: Informationen suchen und vergleichen ist nicht jedermanns Sache. 
Ich finde es wichtig, dass Verbraucher wissen, wie Vergleichsrechner heute arbeiten. Mit dieser Information kann jeder für sich selbst entscheiden. 
Daher empfiehlt es sich, die gleiche Anfrage bei verschiedenen Portalen zu stellen und die Ergebnisse miteinander zu vergleichen. Das kostet zwar etwas mehr Zeit, kann sich aber lohnen.
Wer heute einen Überblick über Banken, Versicherungen und deren Produkte bekommen möchte, findet bei FinanzABC eine umfassende Liste: 




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